top of page

Emotionale Führung & Leadership im schulischen Kontext

  • juliazarfl
  • 2. Dez. 2019
  • 5 Min. Lesezeit

Emotionale Führung


Daniel Goleman, ein US-amerikanischer Psychologe, prägte den Begriff der emotionalen Führung. Mit zwei seiner Kollegen arbeitete er insgesamt sechs unterschiedliche Führungsstile heraus, darunter auch die emotionale Führung.

Dieser Führungsstiel bezeichnet die Kompetenz, die emotionale Lage des Anderen zu erkennen und von da aus zu führen. Dazu sind ausgeprägte personale Kompetenzen, also Selbstwahrnehmung und Selbstmanagement, sowie ausgeprägte soziale Kompetenzen, also soziales Bewusstsein und Beziehungsmanagement, unabdingbar. Darüber verfügen kann man allerdings nur, wenn man sich über seine eigenen emotionalen Einfärbungen bewusst ist bzw. diese aufgespürt hat (vgl. Arnold (2011)).



Arnold, R. (2011). Emotionale Führung. In M. Göhlich, S. M. Weber, C. Schiersmann & A. Schröer (Hrsg.), Organisation und Führung (S. 301–310). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.



Leadership im schulischen Kontext


Was bedeutet für mich persönlich Leadership (bzw. Führung) im schulischen Kontext?


Leadership oder Führung im Allgemeinen bedeutet, dass bestimmte (institutionsabhängige) Pläne erstellt werden sollen, die bestmöglich verwirklicht werden sollen. Um dorthin gelangen zu können, müssen Mitarbeiter dann in ihrem Verhalten motivierend beeinflusst und unterstützt werden. Auf den Kontext Schule übertragen muss eine Schulleitung es also schaffen, bestimmte Ziele zu definieren, die alle am Schulleben beteiligten Personen, also Lehrer/innen, erweiterte Schulleitung, Mitarbeiter/innen, Schüler/innen und Eltern, dann motiviert verfolgen. Außerdem muss die Schulleitung auf die Einhaltung der Ziele achten. Neben einer klaren Definition der Ziele muss der Schulleitung bewusst sein, wie sie dazu motivieren kann, bei der Erreichung welcher Ziele bestmöglich mitzuwirken. Die Schulleitung muss sich detailliert überlegen, auf welche Art und Weise bestimmte Ziele erreicht werden können. Organisatorische Schritte und eine klare Struktur sind dafür unabdingbar. Um die nötige Mitarbeit für das Kollegium verständlich zu machen, muss ich meinem Kollegium eine gewisse Transparenz bieten: Wieso ist es wichtig, dass wir ein Ziel gemeinsam erreichen und wieso ist es wichtig, dass das Kollegium seinen Teil dazu beiträgt? Neben der Steckung von Zielen und deren Erreichung ist die schulische Führung meines Erachtens nach auch dafür verantwortlich, das Kollegium zusammenzuhalten, die Mitarbeiter/innen und deren Mitarbeit zu fordern und zu fördern und eine angenehme und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen.



Was bedeutet es für mich Schulleitung zu sein?

Für mich bedeutet dies, dass ich mir darüber bewusst bin, welche Aufgaben ich in meiner Rolle als Schulleiterin durchzuführen und zu verantworten habe. Als wichtigste Aufgabe sehe ich dabei persönlich, die Arbeit mit anderen Menschen und dem damit verbundenen Blick auf deren Entwicklung sowie die Entwicklung der schulischen Institution. Dabei zählt für mich Durchsetzungsvermögen, Empathie, Fairness und Authentizität. Nur, wenn ich es selbst schaffe, in meiner Rolle natürlich und souverän aufzutreten, werde ich ernst genommen und habe die Chance, Weiterentwicklung zu bewirken. Dazu muss ich eine möglichst ausgeprägte selbstreflexive Persönlichkeit entwickeln.


Wie definiere ich die Rolle einer Schulleitung?

Was sind für mich die wichtigsten Aufgaben als Schulleitung?

Neben dem Mitbringen von fachlicher Expertise hat eine Schulleitung eine Vielzahl an Aufgaben zu erfüllen – und zwar auf formaler, inhaltlicher und auf sozialer Ebene. Nicht jede der Aufgaben ist im Rahmen dieses Blogeintrags aufzuführen, dennoch soll im Folgenden eine grundlegende Übersicht gegeben werden.

Auf formaler Ebene ist die Schulleitung einer staatlichen Schule zum Beispiel dafür verantwortlich, die Schule nach außen hin angemessen zu repräsentieren. Dies geschieht zum Beispiel den Eltern, der Gemeinde, anderen Schulen oder auch der Presse gegenüber. Dabei muss sie häufig Weitblick und Verhandlungskompetenz zeigen. Es gehört zu ihren Aufgaben Mitarbeiter zu beurteilen, darauf zu achten, dass die Mitarbeiter fair und gleichmäßig für den Unterricht eingesetzt werden und darauf zu achten, dass sie regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen, sodass sich das Kollegium fachlich und pädagogisch stetig verbessert. Des Weiteren müssen Schulkonferenzen und Personalkonferenzen von der Schulleitung geplant und abgehalten werden.

Eine Schulleitung sollte außerdem inhaltlich qualitativ hochwertig arbeiten und das Leitbild bzw. Konzept der Schule und des Unterrichts kennen und vermitteln. Prozesse der Schulentwicklung müssen von der Schulleitung erkannt und entwickelt werden.

Für besonders wichtig halte ich die Aufgaben der Schulleitung auf sozialer Ebene, bei dem das Beziehungsmanagement passen muss.

Neben der zuvor erwähnten Wichtigkeit vom Erreichen der Ziele im Lebensraum Schule ist es also eine der wichtigsten Aufgaben der Schulleitung, den Rahmen für alle erreichbaren Zielen zu stecken. Nur dadurch können (gemeinsame) Visionen und Chancen in die Realität umgesetzt werden und Schule bekommt die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Sinnvolle und anspruchsvolle Ziele steigern die Leistungsfähigkeit der Kollegen/Kolleginnen. Dabei ist die Schulleitung als Führungskraft Vorbild für das ganze Kollegium. Nur wenn sie das Vertrauen ihrer Mitarbeiter gewinnt, hat sie auch ein Team hinter sich stehen, das sich dann höchstwahrscheinlich ihr gegenüber loyal verhält und motiviert und selbstständig mitarbeitet. Ein positives Arbeitsumfeld ist für das alltägliche Arbeiten in der Schule notwendig – dazu zählt selbstverständlich auch die Stärkung der Schüler und Schülerinnen. Als Vertrauensperson kann die Schulleitung zu all dem beitragen. Sie sollte Empathie, Fairness und Intelligenz zeigen, jeden Kollegen/jede Kollegin wertschätzend sowie individuell fördern und ihn/sie dabei unterstützen, seine/ihre Stärken einzubringen oder zu erweitern. Dadurch schafft sie eine Schule, in der Offenheit herrschen kann. Ferner sollte sie in der Lage dazu sein, Konflikte zu managen, Problemlösungen zu finden und moralisch die Führung zu übernehmen. Durch die Etablierung sozialer Aktivitäten (z.B. Grillabend am letzten Ferientag) kann der Teamgeist im Kollegium gefördert werden.


Leadership digital


Schule digital?! Die Digitalisierung verbreitet sich im Lebens- und Bildungsraum Schule zunehmend. Für die Rolle der Schulleitung ändert sich dadurch beispielsweise die Art und Weise der Kommunikation. Digitalisierung macht schnellere Kommunikation möglich, Entscheidungen können schnell und unkompliziert per Email von überall aus mitgeteilt werden, ein Verzicht auf Dienstreisen kann durch Online-Konferenzen geschehen, Unterrichtsmaterialien, Protokolle, administrative Daten können beispielsweise auf Clouds oder in einer Dropbox geteilt werden und somit mehreren Nutzern der Zugriff von unterschiedlichen Arbeitsgeräten aus ermöglicht werden. Für die Rolle der Schulleitung bedeutet dies, dass sich stetig weitergebildet werden muss, damit ihre Kompetenz mit digitalen Medien umzugehen, sich zeitgemäß weiterentwickelt und sie in Aspekten digitaler Schulung/Verwaltung als Vorbild agieren kann, das die Nutzung digitaler Medien aktiv fördert und seine Kompetenzen und die des Kollegiums weiterentwickelt.

Dies schließt nicht nur eine Kenntnis der verwaltungstechnisch hilfreichen Technologien ein oder eine strikte Auseinandersetzung mit den Richtlinien des Datenschutzes, sondern auch die der im täglichen Schulkontext genutzten Unterrichtstools. Nur das, was ich kenne, kann ich auch bewerten und weiter ausbauen. Dadurch ist die Beurteilungskompetenz der Schulleitung hinsichtlich der Effektivität und Effizient des Einsatzes digitaler Medien – im Gegensatz zu früher – nun stetig gefragt. Die Bereitschaft der Kollegen/Kolleginnen sich technisch weiterzubilden sollte durch bestimmte Fortbildungsmaßnahmen gefördert werden, ein Fortbildungsangebot geschaffen und ggf. eine nötige Ausstattung angeschafft werden. Das Lehrerkollegium sollte dazu motiviert werden, an solchen Fortbildungen teilzunehmen, sich selbst weiterbilden zu wollen und Digitalisierung in ihr Unterrichtsgeschehen einbringen zu wollen. Arbeitserleichterungen (wie etwa der Wegfall der Korrektur von Vokabeltests) motivieren dabei wahrscheinlich sehr.

Es ist schließlich auch die Aufgabe der Schule, Schülerinnen und Schülern digitale Kompetenzen in den einzelnen Unterrichtsfächern zu vermitteln und die Kinder und Jugendlichen digital zu schulen. Dies ist insbesondere wichtig, wenn es zu Ausnahmefällen kommt – zum Beispiel Schulentfall wegen Sturmes, Schnee oder aktuell der Corona-Krise. Durch die Digitalisierung wird es vermutlich in Zukunft leichter sein, auch in Notfallsituationen Raum für Bildung bieten zu können. Um das Thema Digitalisierung weiter voranzutreiben, macht es Sinn, eine Digitalisierungsgruppe in der Schule zu gründen, in der besprochen werden kann, wie und woran in Hinblick auf Digitalisierung gearbeitet werden kann, die sich über Ausstattungen und Anschaffungen berät und ggf. in einer schulinternen Lehrerfortbildung Möglichkeiten und Veränderungen, aber auch Gefahren und negative Aspekte von Digitalisierung vorstellt und diskutiert.




 
 
 

Comentários


bottom of page