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Schüler als Produzenten von Podcasts?! Let's go and explore London!

  • juliazarfl
  • 12. März 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Schüler*innen, die Podcasts erstellen? Kann denn so etwas funktionieren? Und was bringt das überhaupt?

Wohl kaum gab es eine passendere Zeit, um Schüler und Schülerinnen die Chance zu geben, im Unterricht motiviert und medienkompetent dazuzulernen. Aber wie mache ich das?


Unterrichtsidee


Wer? 6. Klasse (Englisch)

Was? Eine Rundreise durch die englische Hauptstadt


Viele Schülerinnen und Schüler meiner sechsten Klasse waren noch nie in ihrem Leben in Großbritannien, deshalb verfügen sie über nur geringes Vorwissen zu etwa Sehenswürdigkeiten oder Kultur in der englischen Hauptstadt. Die Lernbereitschaft der Schüler und Schülerinnen erachte ich als hoch, die Motivation und das Interesse sich mit anderen Ländern auseinandersetzen ebenfalls.


Im Rahmen des Unterrichtsprojekts sollen die Schülerinnen und Schüler einen Podcast produzieren, in dem sie eine informative Tour für nur einem Tag durch die Stadt London vorstellen. Dabei sollen reale Orte als Schauplätze genutzt werden.

Die wichtigsten Lernziele des Projekts sind neben der Textkenntnis zu den vorgegebenen Sehenswürdigkeiten vor allem das Kennenlernen der typischen Gattungsmerkmale von Podcasts (Sprecher, Geräusche,...), die Analyse des Kompetenzstandes im Sprechen sowie dessen Entwicklung und Förderung, die Förderung prozessorientierter Kompetenzen im Rahmen eines Schreib- und Überarbeitungstraining und ein Bewusstsein für kulturelle Differenzen und historische Sehenswürdigkeiten. Schließlich sollen die Lerner diese Prinzipien bei der Produktion ihres eigenen Podcasts anwenden und dabei den Umgang mit der Audio-Schnittsoftware Audacity erlernen.


Wie mache ich das?

Als Unterrichtseinstieg dient eine Google-Karte der Stadt London. Die Google Earth Ansicht zoomt von der Ansicht der Erde direkt an London heran.

Das sieht dann etwa so aus:



Nun geht es darum, das Wissen der Schülerinnen und Schüler in Hinblick auf London zu reaktivieren. Dazu wird eine Sprechblase mit folgendem Text aufgedeckt:


“Yeeah, I have won a trip to London!!

But it is only for ONE day!

I have no idea what I am going to do!”


Der Lehrerimpuls What can you do?” führt zum Thema hin und motiviert die Schüler und Schülerinnen sich zu äußern. In den Vorstunden wurden Texte und Höraufgaben zu Sehenswürdigkeiten wie etwa Big Ben, Buckingham Palace, Trafalgar Square, London Eye oder London Bridge gelesen bzw. gehört, sodass die Schülerinnen und Schüler einen gewissen Überblick erhalten haben und erste inhaltliche Kenntnisse erlangen konnten.


Den Tagesplan erstellen

Im nächsten Schritt sollen die Schülerinnen und Schüler beginnen, ihren eigenen Tagestrip zu planen und sich überlegen, welche Orte in London sie besuchen würden. Die Arbeit dazu findet in Gruppen mit jeweils drei – maximal vier Schülerinnen und Schülern statt. Jede Gruppe erhält eine Karte der Stadt London, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten verzeichnet.


Dadurch bekommen die Schüler ein besseres Gefühl für die Lage der jeweiligen sights. Außerdem dürfen und sollen die Schüler und Schülerinnen auf ihr Material aus den Vorstunden zum Thema London zugreifen. Regeln zur Gruppenarbeit werden vorgegeben, damit ein Rahmen gesteckt ist.



Außerdem erhalten die Schüler und Schülerinnen einen language support, damit sie gewisse fremdsprachige Phrasen festigen oder verwenden können und möglichst ausschließlich und viel in der Zielsprache kommunizieren.



Auf sogenannten cue cards können sie sich Notizen für ihre erste Planung machen. Sinnvoll ist es, wenn die Lerner sich zunächst auf bestimmte Sehenswürdigkeiten einigen. Hier müssen sie vor ihren Gruppenmitgliedern eigene Interessen durchsetzen, was insbesondere in einer anderen Sprache herausfordernd ist. Hilfreich ist es hier auch, auf den cue cards festzuhalten, in welcher Reihenfolge was und warum es besucht werden sollte und sich eventuell schon erste Notizen dazu zu machen, was dem Hörer über die jeweilige Sehenswürdigkeit vermittelt werden sollte.


Ein Skript erstellen

Um die Notizen der Schüler und Schülerinnen in einen Text für einen Podcast umzuwandeln, sind Kenntnisse über die wichtigsten Elemente auditiv vermittelter Texte notwendig. Sie lassen sich innerhalb der Klasse durch ähnliche Hörbeispiele erarbeiten. Alternativ bringen die Schüler und Schülerinnen Vorkenntnisse und Ideen mit ein, die durch die Lehrkraft ggf. erweitert werden müssen.

In den nächsten ein bis zwei Stunden erarbeiten die Lerner in ihren Gruppen gemeinsam ein Skript für ihren Podcast. Dabei wenden sie zuvor erarbeitete Prinzipien und Gattungsmerkmale selbstständig an und schreiben einen informativen Bericht über die Sehenswürdigkeiten während ihrer Tour durch London. Ferner können Vokabelhilfen und Wortschatzarbeit zur vertieften Spracharbeit oder zur Differenzierung bei Leistungsunterschieden beitragen.


Für eine bessere Strukturierung wird den Schülern und Schülerinnen eine Anleitung zur Skripterstellungsphase bereitgestellt. Diese enthält folgende Punkte:

Create your text

Create your script

Create your audio files

Listen to audio files


Ein Gruppenmitglied wird zum script correspondent. Er/sie tippt das Skript auf dem Computer ab und schickt es der Lehrkraft zur Korrektur, um die sprachliche Richtigkeit zu gewährleisten. Das korrigierte Skript muss überarbeitet werden. Der script correspondent ist dafür verantwortlich, dass alle Schüler und Schülerinnen innerhalb der Gruppe das fertige Skript am Ende der Überarbeitungszeit erhalten.


Die Tonaufnahme

Für eine erfolgreiche Tonaufnahme muss der Text mehrfach geübt werden. Dies empfiehlt sich als Hausaufgabe für die Schüler und Schülerinnen. Vor der ersten Tonaufnahme sollten die Schüler und Schülerinnen ihren Text einmal der Klasse vortragen. Durch mehrmaliges Lesen festigt sich der Text, die Schüler und Schülerinnen trainieren Aussprache und Betonung. Die Schüler nehmen eigenen ihren Text auf und nutzen dafür z.B. ihr mobiles Endgerät. Innerhalb jeder Gruppe sollte jeder Schüler/jede Schülerin etwa den gleichen Sprechanteil haben.

Nach der Aufnahme ihres Textes, hören die Schüler und Schülerinnen sich diesen an und beobachten und evaluieren sich selbst in den Kategorien (pronunciation, clarity, intonantion, authenticy und speed). Vorgefertigte Arbeitsblätter liegen dazu bereit.



Nach mehrmaliger Anhörung und abschließender Evaluierung, evaluieren sie auch die Mitschüler ihrer jeweiligen Gruppe. Dazu werden die jeweiligen Geräte und ein evaluation sheet herumgegeben. Kommt der eigene Text wieder beim Produzenten an, fasst dieser für sich alle Ratschläge und Kommentare zusammen und setzt sich ein Ziel für die nächste (verbesserte) Produktion. Außerdem berät die Gruppe, welche Schwerpunkte sie sich für die Gesamtaufnahme setzen sollten, um ihre jeweilige Leistung zu verbessern. Hierbei wird deutlich, wie wichtig jede zuvor einzeln erarbeitete Leistung gewesen ist.


Den Podcast aufnehmen und schneiden

Die Gruppe hat die Gelegenheit mehrmals zu proben und mehrmals aufzunehmen, damit sie mit dem Endergebnis auch zufrieden sein kann. Sie nimmt nun ihre gesamte Tour durch London auf. Dazu benötigt jede Gruppe einen Laptop mit dem Schneideprogramm audacity und ein Mikrofon. Bei der Erstellung von Tönen und Effekten kann die Gruppe ganz individuell agieren. Mithilfe von audacity können etwa Echo- oder Halleffekte produziert werden. Dies lohnt sich etwa, wenn zum Beispiel über den London Dungeon gesprochen werden sollte. Ferner können Schüler misslungene Stellen später herausschneiden. Das Programm ist einfach zu bedienen, bedarf aber bei Schülern und Schülerinnen dieser Altersgruppe einer Einführung, die gut in den Informatikunterricht gelegt werden kann.


Den Podcast veröffentlichen

Der Podcast soll im Anschluss der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und eventuell inspirieren die Schüler und Schülerinnen auch den ein oder anderen dazu, ihre Tour in London einmal auszuprobieren. Etwa über die Homepage podcast.de können Podcasts erstellt und hochgeladen werden.


Ausblick

Für Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufe wäre es sinnvoll, wenn alle Podcasts von der gesamten Klasse angehört werden würden. Hierzu lassen sich unterschiedliche Aufgabenformate anfertigen: Listening comprehension, die Wahl nach der besten Tour, etc.

Wenn die Schüler noch weiter an dem Thema London arbeiten wollen oder sollen, können sich zum Beispiel Biografien zu Charakteren erstellen lassen oder Tagebucheinträge über die Zeit in London.



Welche Chancen könnte die Unterrichtsidee bringen?

  • Es gibt die Möglichkeit, das eigene Sprechen aufzunehmen, wiederzugeben und zu sequenzieren.

  • Die fremde Sprache wird spielerisch trainiert und verbessert.

  • Konzentriertes Zuhören wird gefördert.

  • Eine persönliche Lernumgebung wird geschaffen.

  • Schüler erhalten Expertenwissen zu unterschiedlichen Methoden.

  • Podcasts bleiben erhalten und können zu späterer Zeit wieder angehört werden.

  • Podcast wird als Weiterbildungsinstrument wahrgenommen.


 
 
 

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